Aus dem Zusammenspiel der Elemente eines natürlichen Systems können so genannte emergente Eigenschaften erwachsen, die bei einzelner Betrachtung der isolierten Elemente im Laborexperiment nicht erkennbar werden. Dies gilt in besonderem Maße für die komplexen Systeme der belebten Natur. Der Beobachtung oder dem Experimentieren am natürlichen System selbst sind jedoch aus Gründen der Machbarkeit oder Ethik oft enge Grenzen gesetzt.
Ein wirkliches System kann vereinfacht als Modell abgebildet und untersucht werden, um seine internen Prozesse zu verstehen, das Systemgefüge darzustellen, Einwirkungen von außerhalb zu bewerten, das Systemverhalten vorauszusagen oder nach beobachtetem Verhalten eines natürlichen Systems Rückschlüsse über unbekannte Einwirkgrößen zu ziehen.
Für diese Abbildung müssen die für die Zielstellung relevanten Elemente, Faktoren und Beziehungen der objektiven Realität identifiziert werden. Nur sie werden im subjektiven Modell berücksichtigt. Das heißt, dass am Beginn jeder Modellierung die Systemanalyse steht. Deren Güte wird bestimmt durch die Kenntnisse der Analysierenden vom wirklichen System.
Im weiteren Verlauf der Modellbildung erweist sich oft die vorliegende Datenbasis als Flaschenhals. Dies gilt insbesondere für die Modellierung funktionaler Zusammenhänge in Systemen der belebten Natur. Aber häufig genug werden auch bereits bekannte Zusammenhänge schlicht ignoriert, weil aus falschen Gründen ein bestimmter mathematischer Modellansatz favorisiert wird. So haben falsche Anwendungen der Systemmodellierung dem Ruf dieser Disziplin ähnlich geschadet, wie dem der Statistik.
Trotz aller Kritik und Zweifel darf nicht vergessen werden: In allen angewandten Bereichen, die sich mit komplexen Systemen beschäftigen, bleibt man für die Entwicklung von Entscheidungshilfen auf die Systemmodellierung angewiesen. Und auch wenn eine Modellierungsversuch das Ziel nicht erreicht, lässt sich so zumindest aufzeigen, wo noch konkret Bedarf an Daten herrscht.
„Mache die Dinge so einfach wie möglich -
aber nicht einfacher.“