Die Entomologie befasst sich mit der formenreichsten Klasse der Lebewesen - den Insekten. Es sind grob eine Million Insektenarten bekannt, und nach Schätzungen existieren noch weitere Millionen bisher unentdeckter Arten. Insekten bevölkern die Erde bereits seit über 400 Millionen Jahren und haben in dieser Zeit erstaunliche Fähigkeiten entwickelt, wie zum Beispiel Flug, Metamorphose oder Staatenbildung. (Die vergleichsweise junge Klasse der Säugetiere ist erst ungefähr 200 Millionen Jahre alt und zählt weniger als 5.500 Arten). Insekten haben bereits sämtliche Lebensräume mit Ausnahme der Ozeane erobert und sind auf Grund ihrer meist kurzen Generationsdauer und hohen Reproduktionsrate auch heute enorm anpassungsfähig. So sind sie unter verschiedenen Aspekten von großer Bedeutung für den Menschen und treten nicht selten als ernst zu nehmende Konkurrenten oder Antagonisten auf.

“I don't rejoice in insects at all”,
Alice explained,
“because I'm rather afraid of them – at least the large kinds. But I can tell you the names of some of them.”

“Of course they answer to their names?”
the Gnat remarked carelessly.

“I never knew them do it.”

“What's the use of their having names”,
the Gnat said,
“if they won't answer to them?”

“Through the looking glass”
- Lewis Caroll

Die Angewandte Entomologie befasst sich mit Insekten unter dem Aspekt des Nutzens oder Schaden für den Menschen. Die Bezeichnung als Nützlinge oder Schädlinge folgt keiner biologischen Systematik, sondern erfolgt situationsabhängig und aus anthropozentrischer Sicht. Es sind die Bedürfnisse, Gewohnheiten und manchmal auch nur Empfindsamkeiten des Menschen dafür entscheidend, ob eine Art überhaupt als Schädling auftreten kann und eine Bekämpfung erforderlich wird. Dasselbe gilt in Folge für Arten, die für die Bekämpfung dieser Schädlinge genutzt werden können und deshalb zu den Nützlingen gezählt werden.

Leider führt diese anthropozentrische Sicht allzu oft zu einer Reduzierung des Insekts auf wenige offensichtlich für den Menschen bedeutsame Eigenschaften. Gerade im angewandten Bereich verleitet falsches Effizienzdenken häufig zur Kurzsichtigkeit. Die Folge sind enttäuschte Erwartungen, wenn komplexe Lebewesen nicht einfach nach Plan funktionieren. Die relevanten Faktoren für eine erfolgreiche Nutzung oder Kontrolle von Insekten sind nicht immer leicht zu identifizieren, weil sich ihre ganze Bedeutung meist erst im Zusammenspiel zeigt. Für die richtige Interpretation der Vorgänge sind eine wissenschaftliche Herangehensweise und Kenntnisse der Taxonomie, Physiologie, Verhaltensbiologie und weiterer Disziplinen erforderlich. Systemmodellierung kann ein Weg sein, die nötige Übersicht herzustellen.